The weeping opal

Die Legenden der Ureinwohner Australiens über die Entstehung des Opals, nacherzählt von Heike Ludwig

Der trauernde Opal

Nach einer Erzählung aus „Dreamtime Heritage“ von Ainslie und Melva Jean Roberts, 1975

Es war in den Tagen der „Traumzeit“. Die Erde war noch jung, die Schöpfung nahm ihren Lauf, und der Große Opal wachte über das Schicksal von Männern und Frauen.

Dieses Urahnen-Wesen lebte am Himmel und schuf die Gesetze, nach denen die einzelnen Stämme leben sollten. Es setzte auch die Buße fest, die jenen auferlegt werden sollte, die diese Gesetzte brechen. Die Schaffung dieses Urahnen der Aboriginals war das Ergebnis eines Krieges zwischen zwei Stämmen. Der Kampf dauerte so unendlich lange, dass schließlich alle Gegner ihre Waffen zerbrochen oder verloren hatten.

Also begannen sie, sich mit Felsbrocken zu bewerfen. Ein Krieger schleuderte einen Felsen mit solcher Kraft, dass er hoch bis in den Himmel flog und darin stecken blieb. Dort aber fing der Felsen zu wachsen an. Er wuchs so schnell, dass die Krieger große Furcht ergriff. Plötzlich brach der Felsbrocken auf, und ein gigantischer Opal schleuderte daraus blitzende Farbfunken hervor.

Als der Opal die toten und verwundeten Krieger unten auf der Erde liegen sah, erfasste ihn große Trauer und Besorgnis. So viele Tränen strömten aus dem Opal, dass sie zu einem großen Regensturm anwuchsen. Und als die Sonne auf die opalenen Tränen schien, da sahen die Aboriginals ihren ersten Regenbogen.

Seit dieser Zeit denken die Aboriginals dieser Gegend, der Regenbogen ist ein Zeichen dafür, dass jemand die uralten Stammesgesetze gebrochen hat. Denn der Große Opal, Hüter des Friedens unter den Menschen, vergießt aus Trauer wieder seine Tränen.

Die Taube und ihr Feuerstock

Nach einer Erzählung aus  „Aboriginal Mythology“ von Mudrooroo Njoongah, 1994

Der Stamm der Adnyamathanha erzählt sich zwei Geschichten über den Opal.

Die erste handelt von einem Jungen, der ein Känguru jagt. Bei Minipa erwischte er es mit seinem hölzernen Jagdstock, setzte sich auf den Boden und machte sich eine Mahlzeit. Während er so da saß und aß, steckte der Holzstock neben ihm aufrecht im Boden. Der Stock verwandelte sich in Opalgestein. Diese Geschichte bezieht sich auf die vertikalen oder schräg liegenden Gesteinsschichten, in denen der Opal gefunden wird, und deren eines Ende nahe der Erdoberfläche liegt.

Die zweite Geschichte erzählt von Marnbi, der Taube mit den bronze-farbenen Flügeln. Sie schmiss einen Feuerstock weit hinauf in die Lüfte. In einem großen Bogen fiel er wieder zurück zur Erde und landete in der Nähe von Coober Pedy. Krachend schlug der Stock auf dem Boden auf und zerbarst in tausend Stücke. Die Feuerfunken zerstiebten in alle Richtungen und sanken ins Gestein, und aus jedem Funken wurde ein wunderbarer Opal.

Die blutige Spur des sterbenden Pelikans

Nach  einer Erzählung aus  „The Opal that turned into Fire“ von Janet Mathews, 1994

Ein weiser Mann verwandelte einen Ahnen in einen Pelikan. Er ließ ihn seinen Schnabel mit Wasser füllen und trug ihm auf, zu Cooper´s Creek zu fliegen, wo sich das Wasser in Gold verwandeln würde. Der Pelikan flog also los wie ihm geheißen, doch er wurde bald nach Überquerung der Grenze zu Queensland sehr müde mit all der Last in seinem Schnabel. Er hatte aber das Pech, dass er bei seiner Rast beobachtet wurde. Jäger warfen mit Speeren nach ihm.

Aus einem Loch in seinem Schnabelsack verlor er nun Wasser, das als goldene Tropfen zu Boden fiel. Ein paar Speere hatten seinen Körper verletzt und dicke Blutstropfen fielen zu Boden. Sobald das Blut in die Erde eingesickert war, verwandelte es sich in Opale. Lange Zeit wurde entlang des Pelikanpfades Gold gefunden. An seinen Rastplätzen findet man Gold und Opale.

Der Pelikan reiste so weit er konnte, dann starb er auf einem Hügel beim Cooper´s Creek. Die Speerwunden hatten ihn geschwächt und er hatte keine Kraft mehr, über den Hügel zu fliegen. Er landete, fiel vorne über und starb. Sein Blut floss langsam den Hügel hinunter. Diese Hügelflanke ward ein wundervoller Anblick mit all dem Opal. Das Wasser floss aus seinem Schnabel die andere Seite des Hügels hinunter und wurde zu Gold. Hätte der Pelikan den Cooper´s Creek erreicht, würde dieser heute aus solidem Gold bestehen. Der Hügel hieß bei den Wangkumara Gabranara Gali. Die Weißen nennen ihn Bald Hill.

Der Opal, der sich in Feuer verwandelt

Nach  einer Erzählung aus  „The Opal that turned into Fire“ von Janet Mathews, 1994

Ebenfalls vor langer Zeit sandten die Leute von Stamm der Wangkumara einen Pelikan in den Norden. Er sollte herausfinden, was es dort gab. Der Pelikan trug einen Vorrat an Fisch mit sich in seinem großen Schnabelsack. Der Sack war voller Wasser und hielt die Fische schön frisch. Er brauchte diesen Reiseproviant, denn es wurde ihm aufgetragen, nicht unterwegs zu stoppen, sondern schnell mit seinen Nachrichten zurückzukommen.

Also flog er los, aber schon nach einer Weile fühlte er sich krank. Obwohl er erst in Queensland war, stoppte er auf einem Hügel, der später Bildimini genannt wurde. Er fühlte sich einfach zu krank, um weiterzufliegen. Während der Rast ließ er seinen Blick über die Landschaft schweifen und bemerkte wunderbaren Farben. Dies war der Opal, aber der Pelikan wusste dies natürlich nicht. Neugierig flog er hin und fing an, mit seinem Schnabel Stücken davon loszuhacken. Obwohl das Land trocken und felsig war, gab es doch auch viel Gras. Während er also die Steine aufpickte, flog ein Funke auf und entzündete das trockene Gras.

Die Flammen loderten gen Himmel während das Feuer langsam über das steinige Land zog. Das Feuer kam bis zu den Stammesleuten, die am Cooper´s Creek campten und zum ersten Mal konnten sie ihr Fleisch und Fisch kochen. Dies passierte an dem Hügel, an dem der erste Muda, ebenfalls in der Gestalt eines Pelikans, einst starb. Sein Wasser schuf einst den Cooper´s Creek und fühlte ihn mit Fisch. Und nun hatte dieser zweite Pelikan ihnen das Geschenk des Feuers gebracht. Ohne die Hilfe der zwei Vögel wäre das Land hier flach und läge brach. Einige der Alten sahen das Gold und den Opal in ihrer Jugend und sagen, dass Gold und Opal ihren Leuten heilig ist.