Katalysator der Gefühle

 

Die Geschichte des Opals - Opal, ein seit Jahrtausenden begehrter Schatz

(Mythos, Aberglaube und Traum)

 

Ein Stein zum Verlieben. Eine Kostbarkeit zum Spielen. Ein Gesicht, das sich ständig ändert. Farben, die man auch noch mit geschlossenen Augen sieht. Leuchten, das ins Herz dringt. Eine seltene Schönheit, die nur unter Mühen gefunden wird. Ein Stückchen von der Magie der Erde. Eine Familie mit vielen Kindern, aber ohne Zwillinge. Das Spiel mit dem Licht, das bei dem Augentier Mensch Emotionen wie Glück, überbordende Freude und Besitzerstolz entstehen lässt …

Es ist kein Wunder, dass der Opal die Menschen von jeher faszinierte. Und irgendwie kann man verstehen, dass in Zeiten, in denen die Wissenschaft noch nicht so fortgeschritten und jedem zugänglich war und der Aberglaube weit(er)verbreitet, die Betrachter im unerklärlichen Farbenspiel das Spiel des Bösen sahen. Das Leuchten und die Farbwechsel beim Bewegen des Steines mögen ihnen unheimlich erschienen sein.

Verschiedene Betrachtungsweisen gab es zuhauf, von Hoffnung getragen, skurril oder als Liebesbeweis. So sahen die Araber in ihnen magische Steine, die vom Himmel gefallen sind und die Orientalen bezeichneten den Opal als „Anker der Hoffnung“. Die Griechen, die den Opal schon ein Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung kannten, blieben mehr auf dem Boden der Tatsachen und nannten ihn „opallos“, was soviel wie „einen Farbwechsel sehen“ bedeutet. Die Inder sahen die Sache noch nüchterner: das Sanskritwort „upala“, von dem sich der moderne Name Opal abgeleitet haben soll, bedeutet schlicht Edelstein.

Circa im Jahre 70 unserer Zeitrechnung empfand Plinius in seinem Werk über die Naturgeschichte den Opal als den am schwierigsten zu beschreibenden Edelstein, da er „zugleich das durchdringende Feuer des Rubins, die violette Brillanz des Amethysts, das Sonnengelb der Topase und das Meeresgrün des Smaragds zeigt; er mischt die Farben zusammen und strahlt mit einer unglaublichen Helligkeit; einige Steine sind in ihrer leuchtenden Pracht eine wahre Konkurrenz zur Farbpalette eines Malers, zur Flamme brennenden Schwefels oder zu Feuer, in das man Öl gießt.“

Plinius war nicht der einzige Römer, der von den Opalen in Bann gezogen wurde. Nonius, der römische Senator, zog es vor, lieber das Land zu verlassen, als seinen Ring mit einem wunderschönen, haselnussgroßen Opal dem Marcus Antonius, der ihn vielleicht Kleopatra zum Geschenk machen wollte, zu überlassen.

Und ein römischer Kosename für den Opal war „cupid paederos“, liebenswertes Kind.

Die Indonesier nannten ihn „kalimaya“, vom Sanskritwort „maya“ für Illusion und dem javanesischen Wort „kali“ für Fluss. Fluss der Illusionen, eine schöne Metapher.

„Vitzitziltecpatl“, Kolibri-Stein – und somit Stein der leuchtenden Farben – nannten ihn die Azteken, was sich offensichtlich auf einen Vergleich mit dem Gefiederschimmer bezog. Und um dem Charakter des Edelsteines gerecht zu werden, verwendeten sie noch einen Namen: „quetza-litzle-pyolitle“, was „Stein, der mit der Richtung seine Farbe ändert“ bedeutet.

Eine Erklärung für die vielen Farben des Steines fanden die Inder in einer ihrer Mythen: Deva konnte die Konkurrenzstreitigkeiten zwischen Schiwa, Brahma und Wischnu um eine wunderschöne Frau nicht mehr mit ansehen. Er verwandelte die Begehrte daraufhin in einen Lufthauch aus den Farben rot-blau-gelb, entsprechend den Farben der drei Götter. Doch die Windgestalt war ihm letztendlich zu vergänglich, und so wurden die Farben zu Stein.

Im elften Jahrhundert beschäftigte sich der Arzt Marbodius mit dem Opal. Er änderte den Namen „opalus“, den die Römer dem Stein gegeben hatten, in „Ophthalmus“, der Augenstein. Er sollte die Kraft haben, Augenkrankheiten zu heilen. Nun, eine Freude für jedes Auge ist er ja wirklich. Der Opal wurde auch Diebesstein genannt, da er seinem Träger einen klaren Blick gäbe, die Sicht der anderen aber verschleiere. Somit konnten Räuber mit ihnen ungesehen ihre Schandtaten begehen. Eine feine Erklärung für das Versagen der Ordnungshüter, wie mir scheint.

Zu einem späteren Zeitpunkt meinte man, beobachtet zu haben, dass die Opale, die von einem Opfer der Pest getragen wurden, ihr Feuer sofort nach dem Tod ihres Trägers verloren. Sie wurden somit mit der Krankheit in Verbindung gebracht.

Der englische Autor Stephen Batman schrieb dem Opal im Mittelalter die Kraft der Voraussicht zu. Auch ansonsten wurde der Opal oft als hilfreich angesehen, dazu fähig, Krankheiten zu heilen und gegen Unglück zu schützen. In Schriften aus dem 16. Jahrhundert heißt es: Er stimuliert das Herz, schützt vor ansteckender und infizierter Luft, vertreibt Mutlosigkeit, schützt vor Ohnmacht, Herzkrankheiten, Sorgen, Gereiztheit und bösartigen Annäherungsversuchen. Des weiteren verhindere er Selbstmord und spende Lebenskraft, ein gutes Gedächtnis und Gespür für die Wahrheit. Er lässt die Augen funkeln – wie wahr – , wirkt nervenberuhigend – wenn man ihn denn endlich besitzt – und lindert Halsschmerzen – eh? –.

Einen großen Verlust an Popularität musste der Opal im 19.Jahrhundert erleiden. Wahrscheinlich wurde dies von der Erzählung „Anne of Geierstein“ verursacht, die Sir Walter Scott 1829 schrieb. Man nimmt an, dass dieses Buch weit reichende Auswirkungen hatte und den Opal als Unglücksbringer brandmarkte. Überbleibsel dieses Aberglaubens kann man heute noch in den Köpfen mancher Menschen finden. Die Konsequenz war, dass der Marktwert des Opals damals um 50% sank. Der Aberglaube basierte auf dem tragischen Schicksal einer Lady Hermione. In Scotts Buch brach Hermione zusammen und starb, als ein Tropfen geheiligtes Wasser den Opal bespritzte, den sie immer in ihrem Haar trug. Kurz nach ihrem Tod verschwanden sie und ihr Opal und hinterließen außer einem Häufchen Asche keine Spur.

Ob der Ruf als Unglücksstein tatsächlich auf Scotts Roman zurückgeht, ist schwer zu sagen. Es heißt auch, dass die Mär von den ungarischen Minenbesitzern aufgebracht worden sein könnte, um den Unterschlagungen seitens ihrer Arbeiter Herr zu werden.

Iridot wurde er in Folge gegen Ende des 19.Jahrhunderts genannt, da ja mit dem Namen Opal das Böse in Zusammenhang gebracht wurde.

Und den Anhängern des Glaubens vom Unglücksbringer geht die Nahrung nicht aus. So wird die Schuld für mehrere Sterbefälle in Folge im spanischen Königshaus gegen Ende des letzten Jahrhunderts auf einen Opal geschoben, den die jeweiligen Mitglieder der königlichen Familie nacheinander in Besitz hatten.

 

Interessant ist es nun zu wissen, was diejenigen Menschen vom Opal halten, die ihn zumindest in Form von „floaters“ schon seit Jahrtausenden kennen müssten, nämlich die Aboriginals. Mudrooroo, der an verschiedenen australischen Universitäten das Fach Aborininal Studies lehrt, schreibt dazu in seinem Buch „Aboriginal Mythology“ aus dem Jahre 1994: Für die Ureinwohner Australiens hat der Opal, wie andere Mineralien auch, einen spirituellen Wert. Sie stehen für ein Zeichen, zum Beispiel ein Körperteil, das einer der Dreamtime-Vorfahren an einem Ort zurückgelassen hat, um seine Anwesenheit zu bekunden. Bestimmte Mineralien und Steine sind erfüllt mit der kraftvollen Energie des entsprechenden Vorfahren. Manche Stämme sprechen dem Opal eine heilende Wirkung zu.

Moderne Esoteriker lassen sich da nicht so festlegen. Sie sehen den Opal als charakter- und stimmungsverstärkend an. Es kommt also auf den Träger des Steines an, welche Wirkung zu erwarten ist.

Und wie steht es mit den Opalbergleuten in Australien? Nicht wenige Schürfer glauben an eine Art umgekehrte Wirkung. Das Unglück bringt als Folge den Opal, und somit auch wieder das Glück. Manche meinen also einen Zusammenhang gefunden zu haben zwischen gehäuft auftretenden Missgeschicken und einem guten Opalfund. Erst letzte Woche erzählte mir Don Hatton auf dem Glengarry Feld: „Seit Tagen liegt mein Partner mit Fieber im Bett, mein Lkw hat einen Motorschaden abbekommen, meine „hoist“ ist zusammengebrochen und mein Kater vom vorabendlichen Pub-Besuch ist auch schlimmer als sonst. Ich bin mir sicher, wir finden in den nächsten Tagen ein gutes Patch Opale in der neuen Mine.“ Seinen Aussagen nach hat er vor einem „good find“ immer eine Menge Pech. Wenn ich ihn wieder sehe, muss ich unbedingt herausfinden, ob er seine Pechsträhne richtig interpretiert hat.

Eine ähnliche, jedoch weitaus makabere Geschichte erzählte mir Little John aus Coober Pedy. Lange Zeit hatten er und sein Partner kein Glück in ihrer Mine gehabt. Frust, Suff und daraus folgende private und Geldprobleme brachten den Partner dazu, sich in der Mine zu erschießen. Allzu traurig denkt Little John an diese Begebenheit nicht zurück, denn wenige Tage danach stieß er „deswegen“ auf guten Opal.