Auf der Suche nach dem endgültigen Glück

 

If your name is on it, you'll find it

Im Grunde sind die Opalfelder Australiens ein großes Spielcasino: Der Einsatz ist oft hoch, der Gewinn jedoch selten. Die unterschiedlichsten Menschen treffen hier zusammen: Rentner, Familien, Junggesellen, Abenteurer und Aussteiger. Urlauber kommen hierher und bleiben hängen. Aber auch die, die in einer anderen Gesellschaft gar nicht mehr unterkommen: Arbeitslose, Verlierer, Einzelgänger, Exzentriker, Trinker, Kriminelle.

German Max, Stinky Steve, Red Beard, Little Pete, Big Pete, Tiny, Goldtooth John, Old Don, Eskimo Nell – das sind die Spitznamen hier! Hier fragt niemand nach dem Familiennamen, und sucht man nach einem Mr. Soundso, wird man nur zuckende Schultern als Antwort bekommen. Aber einen Little Joe, Big John, Aeroplane Joe, Stinky Steve, Goldtooth Jim und Redbeard kann man finden. Die Spitznamen stehen oft im Zusammenhang mit besonderen Begebenheiten oder mit herausragenden Eigenschaften des Namensträgers.

Am längsten bleiben diejenigen, die nicht nur den schnellen Reichtum suchen, sondern denen vor allem der Lebensstil gefällt. Aber auch die, die woanders gar keine Chance mehr haben Arbeit zu finden.

Es gibt die Schürfer, die einer regelmäßigen Arbeit in nahe gelegenen Orten oder Farmen nachgehen und ihre Minenarbeit als Hobby betreiben. Andere übernehmen Teilzeitjobs, um die Opalsuche zu finanzieren. Manche flüchten vor dem Stadtleben, andere verstecken sich vor den Händen der Justiz. Alle wollen ohne Zwänge leben, sind stolz darauf, ihr eigener Boss zu sein und fasziniert von der Freiheit des australischen Outback. Die einen sehen den Opalabbau als reines Geschäft, die anderen sind der Schönheit des Edelsteins verfallen.

Doch eines haben sie alle gemeinsam. Im Grunde ihres Herzens sind sie Spieler und Glücksjäger und halten sich immer die Chance vor Augen, am nächsten Tag sehr, sehr reich zu sein.

 

Lebensstil mit Multikulti

Ein hoher Prozentsatz der Schürfer sind Pensionäre, die hier eine billige Art des Lebens gefunden haben. Auf Profit sind sie nicht angewiesen, da sie regelmäßig ihre Pension beziehen. Sie haben mit 100 A$ Claimgebühr jährlich die wohl günstigste Miete des Landes zu zahlen und genießen es, weitab von Menschenmassen und Verkehr ein ruhiges Leben zu führen. Sie sagen: „Durch die Arbeit bleibe ich fit und gesund.“

Viele jüngere Schürfer zielen auf den großen Fund. Sie arbeiten oft als Teilhaber einer Mine mit. Wenn sie selbst verantwortlich für ihre Ausrüstung sind, dann sind sie auch abhängig vom Opal, denn die Unkosten können immens sein. Stellt sich das Glück einer guten Ader nicht ein, dann verlassen sie schnell desillusioniert und bankrott die Opalfelder. Oft haben sie sich auch falsche Vorstellungen von der anstrengenden Arbeit und der Unzuverlässigkeit des Opals gemacht. Diejenigen, die bleiben, verdienen ihren Lebensunterhalt oft nur teilweise mit der Opalsuche. Nebenbei reparieren sie Maschinen oder arbeiten als „runner“ und versuchen die Opale der anderen zu verkaufen.

Auf den Opalfeldern stellen Frauen die Minderheit dar, und die allerwenigsten von ihnen arbeiten in der Mine mit. Rentner, soweit sie nicht geschieden sind oder von ihrer Frau getrennt leben, wohnen zusammen im Camp. Aber die jungen Familien leben fast alle in den Ortschaften. Hier sind Arbeitsmöglichkeiten und Schulen.

Auf den Opalfeldern herrscht eine kunterbunte Nationalitätenmischung. Nicht selten sind die Australier die kleinste Gruppe. In Coober Pedy leben zum Beispiel Menschen aus 40 verschiedenen Nationen. Das spiegelt sich schon in der Zusammenstellung der Waren im Lebensmittelladen wieder und auch das Angebot in Restaurants kann vielfältiger sein, als man es sonst von australischen Outback-Lokalen gewohnt ist.

Die multikulturelle Mischung bringt nun sehr wohl eine interessante Atmosphäre mit sich, aber es ist auch so, dass die verschiedenen Gruppen sich gerne voneinander separieren. Es ist wie an vielen Orten, die Griechen fühlen sich wohler mit Griechen, und die Deutschen fühlen sich bei den Deutschen mehr zuhause.

Auch bleiben die abgelegenen Opalstädte nicht von der Weltpolitik verschont. Waren die Kroaten und die Serben schon vor dem Krieg im alten Jugoslawien nicht gut Freund in Coober Pedy, so verhalten sie sich seitdem wie Hund und Katz. Pete, ein ehemals aus Jugoslawien geflohener Kroate, kann das gut verstehen: „Warum sollen die Menschen hier besser sein als woanders. Durch die harte Arbeit und die oftmals extremen Bedingungen auf den Opalfeldern verstärken sich die guten, aber leider auch die schlechten Charaktereigenschaften.“