Frauen auf den Opalfeldern
Von Anbeginn lebten natürlich auch Frauen mit auf den Opalfeldern. Zwar stellten sie eine Minderheit dar, aber Pioniergeist und Durchhaltevermögen hatten sie oft genauso viel wie ihre Männer. Von der Arbeit in der Mine blieben die Frauen vor allem früher, als der Opal für diese Familien die einzige Existenzgrundlage war, nicht verschont. Oftmals waren sie der „Mann“ an der Winde und mussten die schweren Gesteinsmassen aus den Schächten hoch hieven.
Immer wieder hat es Frauen gegeben, die alleine ihren Claim bearbeiteten, wie Faye Naylor in Coober Pedy oder May Perry und Minnie Berrington in Andamooka. Und in Coober Pedy lernte ich Bridget Hammermeister kennen, eine hübsche und zierliche Frau um die 30 und eine waschechte Schürferin, die selbst die Maschinen repariert und auf dem Opalfeld absolut „ihren Mann steht“. Bridget ist ein in Coober Pedy geborenes Schürferkind. Ihr Vater Karl, ein Deutscher, der mit seiner schweizer Ehefrau Mitte der 1960er Jahre nach Coober Pedy kam, gewöhnte seiner Kinder schon von klein auf an harte Arbeit. Um ihre Kräfte aufzubauen, ließ er sie Steinhaufen mit einer Schubkarre von einer Seite des Gartens in die andere umschichten.
Bridget und ihr Zwillingsbruder verbrachten mit der Mutter ein paar Jahre in der Schweiz, bevor es sie zurück zu den Opalen zog. Bridget stellt als hart arbeitende Opalschürferin eine Ausnahme unter den Frauen heute dar. Zwar gibt es einige Ehefrauen, die ihre Männer in der Mine unterstützen, aber meistens erledigen sie die kleineren Arbeiten wie das Einsammeln von Opalchips, das „spotten“ hinter einem Bulldozer oder Ripper oder einfach die Versorgung der Männer mit Pausenbroten.
Eine weitere Ausnahme ist Irmi Steiner. Vor der Geburt ihrer Tochter Sarah hat sie viele Jahre zusammen mit ihrem Partner Mike Bennett in Opalminen in der Lightning Ridge Gegend und in Koroit gearbeitet. Mike erzählt, dass Irmi stundenlang den elektrischen Schlaghammer halten konnte, ohne ihn abzusetzen. Und wer einmal versucht hat, mit einem Schlaghammer die Minendecke abzutragen, weiß was das bedeutet.
Aber auch ohne die Arbeit in der Mine ist das Leben bei den Opalen für Frauen rauh gewesen und ist es bisweilen immer noch, wenn frau nicht gerade in den großen Städten Coober Pedy oder Lightning Ridge lebt.
Und heute?
Doch nicht nur damals empfanden die Frauen die Opalfelder als einen Ort der Männer. Manchen Frauen ist es so deutlich gar nicht bewusst, wie zum Beispiel Tanja aus Mintabie, die sich darüber freut, dass sie in der Opalstadt einen so leichten Start hatte und mit allen Bewohnern gut zurechtkommt. „Ich wurde von Anfang an akzeptiert und geschätzt. Das liegt daran, dass mein Mann hart arbeitet, ein guter Mechaniker ist und ein gutes Ansehen bei den anderen Schürfern hat.“
Grania und Marcia aus Andamooka sind sich sehr wohl bewusst, dass sie in einer ausgesprochenen Männerwelt leben. Und sie erzählen mit großartigem Humor von all den kleinen Indizien, durch die es ihnen täglich vor Augen geführt wird.
„In dieser kleinen Gemeinschaft musst du dich als Frau benehmen. Falls nicht, wird dein Mann dafür verantwortlich gemacht.“
Grania, die seit guten 6 Jahren mit ihrer Familie hier lebt, meint: „Du kannst mit dem liebenswertesten Mann verheiratet sein, der sich im Urlaub und bei den Besuchen in Adelaide traumhaft um die Kinder kümmert und dich dafür in Ruhe dein Buch lesen lässt. Auf der Fahrt nach Andamooka ist auch noch alles ok, aber wehe, du kommst der Stadtgrenze nahe. Dann wechselt dein Mann seinen Charakter komplett, er wird zum absoluten Machomann.“ Marcia stimmt dem lachend zu: „Sie müssen sich hier den Boss der Familie vor den anderen Männern raushängen lassen.“
Und beide sind sich sicher, dass hier jeder Grieche griechischer, jeder Kroate kroatischer und jeder Tscheche tschechischer ist, als er es sein würde, wenn er in seinem Ursprungsland leben würde.
„Du kannst dir sicher sein, dass dein Mann, auch wenn er nie in Deutschland war, hier nach 4 Wochen Lederhosen trägt, einen Rasierpinsel am Hut hat und jeden Abend Sauerkraut und Klöße haben möchte!“, runden die beiden ihr Bild ab.
Marcia, geboren in England, lebt seit 9 Jahren in Andamooka. Eigentlich sollten es nur 6 Wochen sein, die ihr jugoslawischer Ehemann Mladen in Roxby arbeiten wollte. Marcia erzählt von einer erst kürzlich geschehenen Begebenheit, die zeigt, dass auch die hoch entwickelte Bergbaustadt Roxby Downs den Opalschürfer-Städtchen in dieser Beziehung nicht nachsteht. Sie besuchte mit ihrem Ehemann einen alten Minenarbeiter, dem sie etwas abkaufen wollten. Als sie so in der Sonne in dessen Garten stehen, fragt der Schürfer Mladen: „Kann ich dir etwas zum Trinken anbieten?“. Mladen sagt, dass sei eine gute Idee. „Trinkt deine Frau auch etwas?“, fragt der Mann weiter. Marcia, die direkt daneben steht, blickt Mladen mit hochgezogenen Brauen an. Und Mladen antwortet dem Mann sarkastisch: „Sie kann nur trinken, wenn ich es ihr erlaube!“. Das tragische ist nun, dass der alte Mann die Antwort, ohne sich zu wundern, akzeptiert und nur eine Tasse Kaffee herausbringt. „Egal an welchem Ort, Schürfer bleibt Schürfer!”